Heimatgeschichtlicher Arbeitskreis Rentrisch e.V.
 

Der Westwall

Ursprung der Wehrbauten

Schon von alters her verspürte die Menschheit einen besonderen Drang nach Schutz und Sicherheit.  In der Urzeit zogen sich unsere Urahnen zum Schutz vor wilden Tieren oder kriegerischen Artgenossen in Höhlen oder in befestigten Behausungen zurück. Im Laufe der Geschichte stieg die Bevölkerungszahl immer mehr an.  Städte und Siedlungen entstanden. Anfangs wurden diese mit Zäunen aus Reisig und Holz geschützt. Später dann mit massiven Mauern und Gräben. Viele dieser Befestigungen kennen wir.

Die chinesische Mauer.


Sie erstreckt sich über eine Länge von etwa 2500 km und ist der Größe wegen selbst auch noch vom Mond aus zu sehen. Sie wurde über mehrere Jahrhunderte hinweg erbaut. Die ältesten Teile der Mauer reichen bis in das 4. Jahrhundert vor Christus zurück. Zur Abwehr der Germanen bauten die Römer 200 nach Christus den Limes.


Ebenso bekannt, vor allem hier im Saarland, ist der Hunnenring bei Otzenhauen. Er zeugt heute davon, dass bereits  in keltischer Zeit große Befestigungsanlagen erbaut wurden.



Nach Erfindung des Schießpulvers und der Kanonen zu Anfang des Mittelalters boten die bis dahin gebauten Befestigungen wenig Schutz. Es entstanden neben Burgen stark befestigte Städte. Umgeben von starken Mauern, die mit schweren Kanonen bestückt waren, und Gräben boten sie der Bevölkerung guten Schutz. Ein bekannter Baumeister in dieser Zeit war Vauban. Die bekanntesten Anlagen von ihm sind heute noch in Saarlouis und in Bitsch zu sehen.



Im Deutsch/Französischen Krieg  1870/71 kam die Zitadelle von Bitsch zu großem Ruhm. Sie konnte auch nach stärkstem Beschuss durch die deutsche Artillerie nicht eingenommen werden.



Ab Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur heutigen Zeit wird die Waffentechnik immer weiter voran getrieben. Einfache Mauern boten gegen schwere Artellerie kaum Schutz. Anfang des 20. Jahrhunderts fand im Festungsbau Beton erstmals Verwendung. Es konnten nunmehr Befestigungen aus einem Guss hergestellt werden. Im weitern Verlauf, vor allem nach dem 1. Weltkrieg wurde in den Beton eine Armierung aus Stahl  eingebracht.  Ab dort bis in die heutige Zeit werden Befestigung- und Schutzanlagen in Stahlbeton gebaut.

Fotos: Andreas Tille, Ralf Ziegler, Cayambe, .lsg.musin.de, www.citadelle-bitche.com


Entstehung des Westwalles

Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges besaß nach damaligen Verhältnissen, Deutschland ein modern ausgebautes Festungssystem. Nach den Planungen von Schliefen, einen Angriff gegen die französische Festungsfront Belfort – Epinal – Toul – Verdun zu vermeiden und den Sieg durch umgehen der Stellungen  von Norden her herbeizuführen, musste zum Schutz der linken Flanke ein Befestigungsgürtel geschaffen werden. In Lothringen und Elsass entstanden die  Festungen Diedenhofen, Metz, Straßburg und der Iststeiner Klotz.

Plan des Westfeldzuges nach Graf v. Schlieffen

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges und durch den Versailler Vertrag fiel Elsass und Lothringen und somit auch die dort gelegenen Festungen an Frankreich. Nach den Vereinbarungen des Versaillersvertrages  vom 28. Juni 1919 mussten die Deutsche Gebiete westlich des Rheines und ein Streifen von 50 Km östlich davon entmilitarisiert werden. Die dort vorhanden modernen Festungsanlagen wurden zerstört, ein Neubau und die Stationierung von Truppen wurden vertraglich untersagt.

Wehrpolitische Lage Deutschlands auf Grund des Versailler Diktats

 Bereits im Jahre 1921 unternahm Deutschland mit der Erkundung zum Bau der Oder und der Oder-Warte-Stellung wieder zaghafte Versuche seine Grenzen durch Verteidigungsanlagen zu schützen. An der Ostgrenze wurde zwischen 1925 und 1930 der Bau von Befestigungsanlagen in Form von Sperren, Stauwehren und einfachen Betonständen vorangetrieben. Eine Überwachung der Bautätigkeiten erfolgte nach dem am 31. Januar 1927 geschlossenen Pariser Abkommen. 1928 begannen die Arbeiten zum planmäßigen Bau der Oder- und Pommernstellung.

In Frankeich wurde am 14. Januar 1930 das Gesetz zum Bau der Maginotline  verabschiedet und noch im gleichen  Jahr mit dem Bau begonnen. Deutschlands Westgrenzen, so glaubte man, wären somit bedroht. Zur Abwehr der Bedrohung im Westen begann Deutschland 1933 Befestigungsanlagen und Bunker zu bauen. 1934 entstand die Neckar-Enz-Stellung und 1935 Wetterau-Main-Stellung.

Als Adolf Hitler am 2. August 1934 nach den Tot von Reichspräsident Paul von Hindenburg die Macht vollständig als Reichskanzler und Reichspräsident übernahm wurde der Ausbau noch unter Einhaltung des Versailler-Vertrages weiter voran getrieben. Ebenso zeichnete sich im Jahre 1934 eine getarnte Erweiterung der Reichswehr ab. Mit Verabschiedung des Gesetzes über den Aufbau der Wehrmacht vom 16. März 1935 einerseits und dem Wehrgesetz vom 31. Mai 1935 anderseits wurde die allgemeine Aufrüstung offenkundig. Im Februar 1936 wurde unter strengster Geheimhaltung die Inspektion der Festungen mit Erkundungen in der entmilitarisierten Zone und mit der Festlegung zum Verlauf von Bunkerlinien beauftragt. An dieser Stelle muss noch erwähnt werden, dass das Saarland seit dem 1. März 1935 wieder zum Deutsche Reich gehört.

Plan vom Westraum

Bautätigkeiten

Unmittelbar nach der wieder Herstellung der Wehrhoheit am 07. März 1936 begannen die Arbeiten im Westen und somit auch hier im Saarland (Saargebiet). Der Schwerpunkt der Bautätigkeiten lag zwischen Mosel und Rhein. Sie sollten bewirken, dass die „Einfallstore“ der Franzosen zwischen Mosel und dem Rhein geschlossen werden und diese Linie auch gegenüber stark überlegene Kräfte zu halten war. Die Verteidigungslinie begann in Irrel (Eifel) und führte über Trier bis Okfen und dann im Saarland von Merzig an der Saar entlang bis Beckingen. Von dort über einen weit geschwungenen Bogen nach Norden über den Hoxberg, die Hilgenbacher Höhe, Holz, Göttelborner Höhe, durch Sulzbach, an Rentrisch vorbei dem Würzbachtal zu (Hilgenbach-stellung). Dem folgend über Lauzkirchen, Blieskastel in Richtung Zweibrücken. Diese Linie sparte Saarbrücken aus, doch sollte die Saar im Bereich Beckingen und Brebach später gesichert werden.

Diese Bautätigkeiten sollten bis 1942 abgeschlossen sein. Die angespannte Rohstofflage und Lieferschwierigkeiten führten 1937 zu einer Verlängerung der geplanten Bautätigkeiten, zunächst bis zum Jahre 1948 und schließlich 1952. So kann man heute sagen, dass der Wall im Westen (Westwall) nie fertig gebaut wurde. Bei Ausbruch des Krieges am 01. September 1939 war jedoch bereits ein verhältnismäßig starker Ausbau erreicht und man konnte vorhanden Bauwerke mit Ausbruch des Frankreichfeldzuges mit Truppen besetzen.